Monday, July 13, 2009

Coromandel




Waehrend der Busfahrt von Auckland ueber Thames nach Coromandel konnte ich wieder einmal die wunderbare Landschaft bestaunen. Die Strasse fuehrte zunaechst durch eine Gegend, die aussah, als haette man die Norddeutsche Tiefebene mit einem Puempel bearbeitet und lustige kleine Huegel herausgesaugt. Jeder Baum und jeder Strauch standen artig an genau dem richtigen Fleck und zur Dekoration hatten sich Herden schwarzbunten Fleckviehs und wollige Schaeflein eingefunden. Zu allem Ueberfluss sassen auf einigen der Schaeflein auch noch putzige Voegelein, die ihnen halfen, ihren Wollpelz reinzuhalten.

Zwischen Thames und Coromandel ging die Busfahrt direkt an der Kueste entlang. Das Wasser der See in der Bucht zwischen Auckland und der Coromandel Halbinsel leckt hier sanft an den roterdigen Rhyolith-Huegeln: ab und an erheben sich aus den Weiden maechtige herauspraeparierte Vulkanschlote, wie etwa der Castle-Rock. Leider war die Busfahrt schnell zu Ende, denn die Fahrerin hatte es so eilig, dass man in jeder der zahlreichen eingen Kurven fuerchten musste, mit einem Hobbit-Karren zusammenzustossen, oder mit einem der tiefergelegten Toyotas mit Riesenheckspoiler, wie die Landjugend sie erstaunlicherweise auch hier, bei all den Gravelroads, zu fahren pflegt. Aber schliesslich musste der Bus auch sehr oft anhalten, da es wegen der weit verstreut lebenden Bevoelkerung nur wenig offizielle Bushaltestellen gibt und man die Fahrgaeste der Einfachheit halber dort ein- und aussteigen laesst, wo sie wohnen.Weil die Kiwis aber auch sonst sehr praktisch denken, sehr zuvorkommend und stets auf das Wohl ihrer Mitmenschen bedacht sind - heute hat man mir zum Beispiel meine im Bus verlorene Kameratasche samt Ersatzakku wiederbeschafft - geben sie sich grosse Muehe einen nicht mit zu viel Aesthetik zu ueberfordern und schaffen mit ihren Behausungen geeignete Kontrapunkte zur landschaftlichen Romantik. Sie zimmern sich gerne zugige Pappfertighaeuser zurecht, in deren ungeheiztem Inneren es nach Moder und Verwesung stinkt. Da fuer heute Nacht Minusgrade vorhergesagt sind, werde ich wohl doch in meinem aus hygienischen Gruenden verbotenen Schlafsack naechtigen. Was da in meinem Fall was dreckelig macht, ist in meinem Fall allerdings einfach zu beantworten... Letzte Nacht habe ich unter den muffligen Decken so gefroren, dass ich erst um 7 Uhr morgens eingeschlafen bin.

Fuer das haeusliche Ungemach wird man jedoch in vielfaeltiger Weise entschaedigt. Heute etwa mit einem herrlich plastischen Sternenhimmel an dem nicht nur Milchstrasse und Kreuz des Suedens zum Greifen nah scheinen. Zum Fruehstueck mit Orangen und Mandarinen, die man sich im Garten ernten kann - mitten im Winter! - oder mit den verschlafenen Babyochsen im Nachbarsgarten, die sich gerne kraulen lassen. Zum Abendessen mit den selbstmarinierten Muscheln aus der kleinen Fischraeucherei drei Haeuser weiter. Und darueber hinaus mit der Offenheit der Menschen, die anfangen mit einem zu plauschen, als sei man ein langjaehriger Nachbar. Und wenn einem doch wieder kalt wird, holt man sich einfach die riesige Flauschekatze und setzt sie sich auf den Schoss.

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