Thursday, July 23, 2009

Endlich im Süden

Das hab ich gestern geschrieben:
Nach eineinhalb recht erfolglosen Tagen in Wellington bin ich nun auf der Südinsel eingetroffen. Ich schäme mich ein bisschen, weil mir verschiedene Leute so sehr von Wellington vorgeschwärmt haben, ich die Stadt aber einfach furchtbar fand. Allerdings liegt das wahrscheinlich an mir, nicht an der Stadt. Gestern hatte ich nämlich schlechte Laune und die hat sich auch nicht gebessert, als mir der Wind der Stadt zur Begrüssung mehrere Steine in die Augen geweht hat. Wir sprechen hier von richtigen Steinen und nicht von irgendwelchem popeligem Sand... Das Hostel war der Laune auch nicht gerade zuträglich, stellte es doch eine soziale Katastrophe dar, in der mehrere deprivierte Seelen einsam vor sich hin vegetierten. Das Downtown Backpackers liegt zwar supergünstig direkt gegenüber des Bahnhofs, ist aber ein riesengrosser, total anonymer Komplex, in dem niemand mit niemandem spricht, also unter den Gästen. Die Putzfrauen haben mich ausführlicher
zurückgegrüsst, als meine beiden Zimmergenossinnen, d.h. sie haben mich immerhin angeguckt und gelächelt. Die zwei andern sassen nur stumpf auf ihren Betten. Sonderbare Atmosphäre, hab meine Wertsachen mal vorsichtshalber mit ins Bett genommen... Nachts war es dann so laut, dass ich einfach überhaupt nicht geschlafen hab. Erstens waren einige Fensterscheiben kaputt, so dass der Lärm ungehindert rein konnte, zweitens war der Raucherbalkon der Hostelbar direkt unter dem Fenster und man glaubt garnicht, über was für einen Scheiss und wie schrill besoffene Engländerinnen lachen können. Naja, immerhin werden einige genauso volltrunkene englische Jungs noch einigen Spass mit ihnen gehabt haben :P Zu allem Ueberfluss gabs in der Früh auch noch einen Unfall auf der Kreuzung vor dem Haus mit lautem Knall viel Tatütata und anschliessenden Kehrmaschinen. Also bin ich um 8 einfach wieder aufgestanden und hab im Halbschlaf das Pflichtprogramm Cuba Street und Te Papa abgespult, was aber beides wirklich total schön war. Heute nachmittag habe ich dem unwirtlichen Ort dann endgültig den Rücken gekehrt und ihn gen Südwesten verlassen.

Die Ueberfahrt über (es gibt hier auf der Tastatur nur kleine üs, hab ein MacBook von einer Schweizerin geliehen) die Cook Street, dass ich als einzige - femininum, Männer nicht eingeschlossen - trotz eisigem Wind die ganzen 3h über draussen auf dem Vorderdeck verbracht habe, eingemummelt in Strick-, Fleece- und Regejacke, ausstaffiert mit Mütze und Kapuze. Nur die Augen haben noch rausgeguckt :) Gegen den Wind musste man sich richtig anstemmen, Fahrtwind und normaler Wind haben sich addiert und zeitweise war er so böig, dass man nicht mehr fotographieren konnte - auch die starken Männer nicht, die sich im Gegensatz zu mir nicht festhalten mussten um nicht wegzudriften - weil die Arme wie von selbst wild in der Gegend rumfuchtelten. Direkt über der Cook St verlief ein dunkles
Wolkenband, über der Südinsel selbst schien aber die Sonne, so dass man den Eindruck bekam, in ein gleissendes Licht zu fahren, weil sich die Sonne so stark im Meer spiegelte. Dann kam die Sonne hinter dem Wolkenband hervor und tauchte, schon recht schräg stehend, die die Fähre erwartende Fjordlandschaft der Marlborough Sounds in unwirkliches Winterabendlicht.
Das Hostel hat mich sogar vom Hafen abgeholt und das ist nicht die einzige freundliche Wohltat. Obendrauf hat die Besitzerin, die echt ausschaut wie eine Schwester von Ms Herpichböhm, chocolate pudding and ice cream serviert, was sie jeden Abend zu tun pflegt und gratis Frühstück gibts auch. Eine nette und kommunikative Zimmergenossin hab ich im 6 bed dorm auch wieder, aber wir sind nur zu zweit dadrin. Rolena heisst sie, kommt ursprünglich aus Mexiko und hat die letzten Jahre in der französischen Schweiz gelebt.
Jetzt hab ich wieder gute Laune und fühl mich pudelwohl :)

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