Thursday, July 9, 2009

Das Kaenguruh, das Kaenguruh... war auf den Giant Dunes Gott sei Dank barfuss

Paihia, wo ich mich seit vorgestern aufhalte, ist ein netter kleiner Badeort. Zumindest im Sommer. Winters wird nicht gebadet, aber gemuetlich ist es hier trotzdem. Als Miezekatzenersatz leistet mir beim Schreiben der fette kaffeebraune Hund des Hostels
Gesellschaft. Also eigentlich nicht mir, denn ich habe das Gefuehl, dass er es vielmehr auf meinen Apfel abgesehen hat. Ui hat er tatsaechlich, so eben tropft ihm ein langer Sabberfaden aus dem Maul. So. Ich habe ihn kurz ausgelacht, ihm den Butzen geschenkt und schon trollt er sich von dannen. Hoffentlich habe ich jetzt nicht seinen Diaetplan durcheinander gebracht.
Den gestrigen Tag in Worte zu fassen faellt mir als Nicht-Poetin schwer, er war von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang wundervoll. Ich habe einen Busausflug nach Cape Reinga gebucht und unterwegs 3 Deutsche kennengelernt: ein Geschwisterpaerchen aus Wuppertal und eine kleine zukuenftige Philosophiestudentin aus Brandenburg mit denen ich mich bis in die Abendstun
den praechtig amuesiert habe. Die Landschaften, durch die uns der Bus gefahren hat, reichten von bekannt (Mischung aus Allgaeu und Mittelgebirge - aber hey - mit Palmen!) bis fantastisch surreal. Atemberaubend waere das falsche Wort, denn ich habe wann immer wir stehen geblieben sind extratief eingeatmet, um mehr von der Schoenheit in mich einzusaugen. Die
Augen haben oft nicht gereicht und die Kamera erst recht nicht. Waeren ein Schimmel und ein verarmter englischer Adelsspross anwesend gewesen, haette ich geglaubt, ich sei in einem Rosamunde Pilcher Film gelandet. Nicht umsonst ist Cape Reinga fuer die Maori ein magischer Ort. Sie glauben, dass von dort die Seelen ins Jenseits reisen. Und wer das Meeting of the
Waters von bestimmt gut 80 m hohen Klippen gesehen hat, versteht warum. Hier treffen die Wassermassen des australischen Meeres mit denen des Pazifik zusammen und vereinigen sich in riesigen v-foermigen Wellen. An jedem Felsbrocken und an jedem Hindernis bilden sich Strudel, die Stroemungen scheinen von allen Seiten zu kommen.

Weniger hinreissend aber umso spassiger war unser Stop an den Giant Dunes. Die Landschaft geht hier von sanftem Huegeln, gruenen Weiden und Nadelwaeldern innerhalb weniger Meter ueber in etwas Wuestenhaftes. Giant ist nicht uebertrieben. Unser halb Maori-halb irischer Busfahrer hat die Sandboards ausgepackt und uns barfuss durch einen kleinen Fluss die Abbruchkante einer der Duenen hinaufgefuehrt. Schon beim Aufstieg ist mir mit meinem Sandboard unter dem Arm mulmig geworden. Der Abhang hatte eine Steigung von bestimmt 70 Grad (die Schaetzmethoden von Herrn Prof Schneider habe ich vor Schreck und Respekt vergessen). Da sollte ich mich Kopf vorraus auf dem Bauch liegend runterstuerzen?? Oben
angekommen ist mir beim Anblick - man sah selbst direkt an der Kante stehend den Hang nicht - ein aus tiefster Seele kommendes "Fuuuuuuuuuuuuuck!" entfleucht, was sogleich ein ebenso tiefherziges wie empoertes "Excuuuuuhuuuse me???!!!!" einer aelteren Amerikanerin provoziert hat. Sie hatte kein Board. Sie wuerde nicht dem Tod ins Auge blicken. Kein Kind weit und breit, das ich mit meiner Sprache verderben koennte. Also habe ich ihr mit ernster Miene erklaert "I'm not sorry. I might die!" Der Gedanke schien ihr einzuleuchten oder zu gefallen, ihre Blick klaerte sich und sie musste schmunzeln. Ruediger aus Wuppertal hat die Reputation von uns Deutschen dann endgueltig zerstoert, als er sich mit einem gellenden "Scheisse!!!!" ins Nichts stuerzte. "Hey look! A German!". Dann war ich an der Reihe. Panisch befolgte ich die Anweisungen des Busfahrers. Er gab mir einen kraeftigen und voellig unnoetigen Schubs. 80 km/h erreicht man, hatte er uns vorher erklaert. Ich habe die Luft
angehalten. Der Sand ist mir ins Gesicht geprasselt. Adrenalinflash. Gott macht das Spass!!! Ich wollte am liebsten sofort nochmal, aber die Zeit war knapp und die Geographin in mir musste unbedingt noch Wabenverwitterung und Sandnadeln fotographieren. Die anderen haben natuerlich gedacht, ich spinne, als ich hochkonzentriert Makroaufnahmen vom Sand gemacht hab :)
Als naechstes sind wir durch einen kleinen Fluss an den 90 Mile Beach gefahren. Ist natuerlich keine 90 Meilen lang, war ein Missverstaendnis wegen metrischem System aber jetzt heisst er halt so. Lang ist er aber wirklich. Wir sind ihn entlanggeheizt, haben Jeeps und andere Busse ueberholt und als Untermalung hat unser Busfahrer Maori Gesaenge in sehr sanften Klaengen zum Besten gegeben. Skurril und unterhaltsam. Ich koennte noch ewig weiter schreiben. Von den Kauri Baeumen, deren Staemme aussehen wie Steine in Tschechischen Maerchenfilmen. Von Urwaeldern in denen Farne so hoch wie Haeuser wachsen. Aber ich muss ja noch von heute erzaehlen...

Heute habe ich naemlich eine Dolphin Cruise mitgemacht. Also eigentlich eine Cruise, denn die Delphine wollten nicht rauskommen. Der Kapitaen erklaerte, dass sie zu dieser Jahreszeit ihre Jungen saeugen und daher sehr viel schuechterner sind als sonst. Gelohnt hat sich die gut 4 stuendige Fahrt durch die Bay of Islands auf recht rauher See aber trotzdem. Das Hole in the Rock war spektakulaer. In den geschuetzten Buchten der zahlreichen kleinen Inseln submarin-vulkanischen Ursprungs gingen einst die Europaer an Land und gruendeten ihre ersten Siedlungen. Dementsprechend kam es auch hier zu den ersten Treffen mit den Maori, woraufhin manch ein Europaer im Kochtopf landete - die verstaendlicherweise haerteste Beleidigung, die ein Maorikrieger fuer seinen Feind im Repertoire hat. Heute sieht die Situation dann aber doch anders aus und auch die europaeischen Kiwis identifizieren sich mit der Maori Kultur. Unser Busfahrer gestern brachte das versiert aber hervorragend auf den Punkt:
"When I was a kid, Maori language was forbidden. Politicians tried to abolish our language 'cause they didn't like that they couldn't understand what we were talkin' about. Today the ways have changed. Now politicians learn the Maori language - and nobody knows what they are talkin' about."

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